Strom und Stabilität einer Hausanbindung

Wir schreiben das Jahr 2023. Vor ungefähr 8 Jahren wurde unsere PV-Anlage auf dem Dach montiert und für die Produktion von grünem Strom mit hohem Eigenverbrauchsanteil mit einem Batteriespeicher ergänzt. Ich muss zugeben, wir waren schon stolz auf diese Idee und Lösung.

Und dennoch habe ich ziemlich viele graue Haare in den letzten 8 Jahren dazu gewonnen. Was hatten wir nicht für Stromprobleme im, am und rund um das Haus.

Angefangen mit einer so hohen Anzahl an Stromausfällen, wie ich sie noch nicht erlebt hatte. Ich habe es mittlerweile auf eine grobe Faustformel gebracht – mindestens ein bemerkbarer, längerer Stromausfall pro Jahr. Und so ärgern wir uns jedes Mal, dass wir damals die Batterie nicht direkt mit der Notstromversorgung geordert haben.

Dazu kommt, dass wir im Haus auch mit vielen gestörten und am langen Ende auch etlichen zerstörten Elektrogeräten zu kämpfen hatten. Gefrustet habe ich wegen völlig irrationaler Verhaltensweisen auch mein Smart Home von hom.ee komplett rausgeschmissen. Und auf HomeKit gewechselt. In der Hoffnung … – leider nein.

Letzten Sommer hat sich dann auch noch der Verdichter unserer Wärmepumpe per Kurzschluss verabschiedet – natürlich kurz nach dem Ende der verlängerten Garantie. In einer Phase, wo Handwerkertermine in Gold aufgewogen wurden. Am langen Ende mag ich mich über Stiebel Eltron aber nicht beklagen. Sowohl der telefonische Support war hilfreich als auch der Austausch selber – sauber, zeitgerecht und vor allen Dingen rechtzeitig vor dem Winter. Und auch bei den enorm hohen Kosten zeigte sich Stiebel Eltron kulant. So mussten wir nicht zu einem Viertel neue Wärmepumpe ausgeben.

Du wunderst Dich über diese lange Herleitung? Und die für gerade einmal 8 Jahre recht heftigen Auswirkungen (ich lasse mal die kaputte LED im Badezimmerspiegel, die von Überspannung geschrottete Fritz.box und und und aus)?

In diesem Jahr kamen wir der Lösung auf die Spur. Beim fröhlichen Schrauben an meinen Fahrrädern wunderte ich mich über die ständigen Neustarts unseres Wechselrichters. Mit dem oben schon kurz geschilderten Erfahrungshorizont rechnete ich natürlich mit einem baldigen Ausfall aufgrund von was auch immer. Aber nein, das wollte ich genauer wissen. Also wieder mal ran an das Webportal des Wechselrichters und oh Wunder – keine Infos. Also ran an die Speicherlösung beim Anbieter (Kostal) und oh Wunder – keine Infos. Kostal hatte das Online-Portal auf eine neue Version geändert und viele Startschwierigkeiten gehabt. Und unser Wechselrichter sich einfach nicht mehr dort anmelden können.

Über den Support von Kostal habe ich dann erst mitbekommen, dass auch der WR Firmware-Updates haben kann. Also den Windows-Rechner von Sohnemann genutzt und die ersten beiden Schritte erfolgreich erledigt. Siehe da, das neue Webfrontend lief und damit wurde auch das Online-Portal wieder bedient. Schön.

Noch besser war allerdings die Darstellung der letzten 10 Ereignismeldungen des Wechselrichters. Damit kam ich nämlich plötzlich der Ursache der Neustarts auf die Spur:

Fehlermeldungen des Wechselrichters vom 30.05. (Ausschnitt)

So hatten wir einen Einblick darin, dass fast alle Fehlermeldungen mit der Netzspannung zu tun hatten – entweder zu niedrig oder zu hoch oder der Spannungsmittelwert mit zu starker Abweichung. Und jedes Mal führte das zu einem Abschalten, Pausieren und Neustarten des Wechselrichters.

Parallel wurden die Stromschwankungen auch im Haus sichtbar. Beim Einschalten des Herdes flackerten plötzlich unsere eingeschalteten Lampen. Alles in allem kein schönes Zeichen. Also bei Westnetz, unserem Netzbetreiber, angerufen und Problem geschildert. Ich fühlte mich zwar ein wenig wie von Pontius zu Pilatus gesandt, aber jede Weiterleitung war zielführend, freundlich und hilfsbereit. Im nächsten Schritt kam ein Mitarbeiter von Westnetz vorbei und installierte am Hausanschlusskasten ein Messgerät, um die Phasen quasi wie bei einem 24h-EKG durchzuprotokollieren.

Doof nur, dass über das vereinbarte Wochenende kaum Personen im Haus anwesend waren und unser Stromverbrauch damit sehr niedrig war. Die Messung war also nicht eindeutig. Es wurde verabredet, die gesamte Strecke vom Trafo über die Umspannstation in der Straße bis zu uns – die wir ziemlich am Ende der Leitung liegen – mit gleicher Technik durchzumessen. Und bis dahin zog es sich leider.

Es gab nun Tage, die waren unauffällig. Und die Mehrzahl der Tage. Die waren anstrengend, nervtötend und durch immer komischere Verhalten geprägt. Ich hatte schon angefangen, jede teure Technik langsam aber sicher auszuschalten und komplett vom Stromnetz zu trennen. Schwierig in Haushalten, in denen viel über Strom und Smart Home funktioniert.

Bei der nächsten Messung wurde zuerst im Hausanschlusskasten mit Drehmomentschlüssel die korrekten Anschlusswerte überprüft, um diese Fehlerquelle auszuschließen. Trotzdem kamen immer schlimmere Werte zustande:

Wie man auf dem leicht verkratzten Display grob erkennen kann – über 80V Differenz zwischen Phase 2 und Phase 3. Nicht der gewollte Zustand.

Unser Wechselrichter zeigt in den Momentanwerten sogar selber die von ihm gemessenen Netzparameter. Und die sahen ähnlich schlecht aus.

Dienstags wurde das Messgerät dann abgebaut. Auf der Strecke waren keine Auffälligkeiten. Also musste es doch die Hausanschlussmuffe sein, die zu tauschen wäre. Der Mitarbeiter von Westnetz klärte telefonisch direkt die möglichen Termine – mittwochs sollte der Tiefbauer die Vorarbeiten leisten, donnerstags dann die Muffe getauscht werden. Dazu war im gesamten Gebiet der Strom abzuschalten und alle betroffenen Nachbarn vorab zu informieren.

Wir waren gespannt. Dienstags wurde noch direkt per Hauswurf jeder betroffene Haushalt informiert. Mittwochs kam tatsächlich der Tiefbauer und legte die Muffe frei. Und dann ging alles viel viel schneller.

Bei einer solchen Muffe, die den Bauarbeitern dann auch noch qualmend zum Vorschein kam, verstand ich die Eile von Westnetz. Spontan wurde Mittwochs Nachmittags innerhalb von wenigen Minuten der Strom abgeschaltet und die Muffe getauscht. Das Risiko eines Kurzschlusses mit weitreichenden Folgen im Netz war einfach zu groß.

Und so sieht eine Muffe dann in schön und sauber aus:

Jetzt erleben wir endlich wieder störungsfreie Stromversorgung. Wieder produzieren endlich wieder normale Dimensionen an selbsterzeugtem PV-Strom. Und die Schwankungen im Hausnetz, die so vieles irrationales Verhalten von elektronischen Geräten ausgelöst hat, scheinen komplett vorbei.

Hoffentlich. Klappe. Die letzte?